Uff, geschafft! Zweihundert vierundsechzig Stufen haben es in sich. In luftiger Höhe hat man die sechzig Meter hoch gelegene Aussichtsplattform des Greifswalder Sankt Nicolai Doms erreicht. Erwartet wird man von einem hübschen jungen Fräulein, wenn man es denn mitgebracht hat. In diesem Fall meine Tochter. Bis zur Spitze sind es glatte 99 Meter. Es waren schon mal mehr, aber nachdem der Turm bei einem ordentlichen norddeutschen Sturm im Jahre 1650 zusammenkrachte, einigte man sich auf die heutige Höhe. Das reicht auch völlig aus, um den Blick auf die schöne Stadt und in die weitere Umgebung schweifen zu lassen. Am frühen Morgen sieht man, wie sich viele fleißige Hände an die Reinigung der Straßen, Alleen und kleinen Parks machen. Soziale Transferleistungen gibt es bei uns in Greifswald nur gegen Arbeit, welche mit großem Einsatz und viel Engagement auch gerne übernommen wird. In der Ferne erkennt man die kleine Insel Riems, weltbekannt, nicht weil Sie so lütt ist, sondern weil hier am Friedrich-Löffler Institut wichtige Forschungen bezüglich der Seuchen, Viren und anderen gefährlichen Krankheiten von Tieren betrieben werden. Der Blick geht hinunter zum Museumshafen, in dem über einhundert Jahre alte Schiffe liebevoll restauriert und gepflegt werden. Wir erkennen Massen von jungen Menschen die durch die bezaubernde Altstadt ziehen, ja wirklich ganz viele, denn rund zwölftausend Studenten fühlen sich in Greifswald sauwohl. Direkt unter uns, im Schiff des um das Jahr 1263 erbauten Domes, fand am 17. Oktober 1456 die Gründungsfeier für die zweitälteste Universität Vorpommerns statt. Der Abstieg geht ein wenig schneller, denn jetzt kommt der kleine Hunger. Die Auswahl an Orten mit pommerscher Gastfreundlichkeit ist groß, uns aber zieht es immer wieder in den Braugasthof Zum Fritz, gelegen direkt am Markt Nr. 13, das Haus mit dem aus dem Jahre 1290 stammenden ältesten Backsteingiebel in ganz Norddeutschland. Guten Appetit und herzlich Willkommen in Greifswald.